15. Weihnachtsvorlesung 2022

Nach drei Jahren pandemiebedingter Pause konnte die traditionelle Weihnachtsvorlesung des Departments Chemie 2022 wieder stattfinden und im großen Jubiläumsjahr „50 Jahre Universität Paderborn“ ihr kleines Jubiläum „15 Jahre chemische Experimentalvorlesungen“ aus dem Jahr 2021 nachfeiern.

Passend zu diesen Anlässen stellte Dr. Andreas Hoischen auch als Motto die Gleichung auf „Jubiläum + Chemie = Glanzvolles Fest!?“ und demonstrierte auf unterhaltsame Weise spektakuläre Experimente, die bewiesen, dass dieses Problem eindeutig lösbar ist. Erst eine gewisse Portion Chemie macht aus einer Feier ein glanzvolles Fest. Davon waren am Ende auch die mehr als 650 Zuschauer überzeugt, die in das Audimax und den Hörsaal L1 gekommen waren. Aber auch über die Grenzen der Uni hinaus hat sich die Veranstaltung in der Region zu einer gern gesehenen weihnachtlichen Fernsehtradition entwickelt, denn der WDR berichtet regelmäßig in einer Live-Schalte im Rahmen der Lokalzeit OWL [Videolink (vorher im Videoportal der UPB einloggen)].

Das Publikum und insbesondere freiwillige Testpersonen konnten mit Augen, Ohren und Geschmacksnerven eindrucksvoll miterleben wie die Chemie hilft mit Tricks zur Lebensmittelzubereitung für das Büffet, als Partyscherzartikel oder als krönender Beitrag in Form eines Feuerwerks, der angewandten Chemie, die das Publikum begeistert.

Pyrotechnik kann aber in anderen Einsatzbereichen noch viel mehr, sei es als Sicherheitseinrichtung in den bekannten Airbags oder auch zu ungewöhnlichen Zwecken, wenn es darum geht, Orgelpfeifen zu ersetzen oder Kartoffeln in Pommes zu verwandeln. Die bekannte, aber auch langweilige Gulaschkanone, fand mit der hauseigenen Kartoffelkanone ein spektakuläres Pendant, wie der Chemiker eindrucksvoll mit Knall und Rauch unter Beweis stellte. Die Kartoffeln müssen noch nicht einmal geschält oder festkochend, sondern nur schussfest sein.

Liegen Fleisch und Gemüse auf der richtigen Wellenlänge, kann mit entsprechender Beleuchtung Frische und Qualität vorgetäuscht werden. Dieses naturwissenschaftliche Phänomen beherrschen Händler perfekt in ihren Auslagen. Darauf sollte nun niemand mehr hereinfallen.

Die Lebensmittelindustrie war schon immer eine Meisterin des Tricksens, wenn es gilt, edle Qualität mit geringen Kosten zu vereinbaren. Dazu greift der Chemiker dann zu Farbstoffen, Geliermitteln und Aromen, womit er etwa aus preiswerten Apfelstücken Himbeeren, Erdbeeren oder Kirschen zaubert und nennt den Vorgang einfach „Umfruchten“.

Aber wie feiert man ein Fest, wenn nun alle auf Grund aktueller Krisen Energie sparen müssen und Lieferketten unterbrochen sind? Auch hier hatte Andreas Hoischen die, wenn auch nicht immer ernst gemeinten und kuriosen, Alternativen parat.

Sollte einmal Mangel an Würzmittel herrschen, lässt sich aus den Elementen Chlor und Natrium unter brillanter Flammenerscheinung frisches weißes Kochsalz herstellen.

Zur Stromeinsparung eignet sich chemisches Licht. In schönen Glaskolben ist die Chemolumineszenz ein brillanter Weihnachtsbaumschmuck. Die Bescherung darf nur nicht zu lange dauern, sonst ist die Beleuchtung wieder aus.

Auch Alltagsgegenstände, wie ein CO2-Feuerlöscher, können umfunktioniert werden. Wer hätte gedacht, dass dieses Gerät zum „Streamingdienstleister“ für feinstes Sprudelwasser werden kann.

Bei diesen und vielen weiteren Experimenten gilt: Nicht nachmachen, außer, man weiß, was man tut, denn ein Schaumlöscher beispielsweise ist nicht zur Bereitung von Cappuccino geeignet.

Andererseits gilt: Bitte unbedingt nachmachen, wenn die Weihnachtsvorlesung für naturwissenschaftliche Phänomene begeistern konnte und der Chemie-Studiengang in Paderborn somit Nachwuchs findet.